Textausflug: Ein Leben als Katze

Eine ernstzunehmende Überlegung von Nicole Schmidt.

Und zum Abschluss dieses außergewöhnlichen Jahres und dem für Sie hoffentlich informativen ALLSAT-Newsletter im Jahr 2020 eine nicht allzu ernstzunehmende Überlegung unserer Kollegin Nicole Schmidt über ein Leben als Katze – man merkt, dass sie damit Erfahrung hat.

Meine Katze hilft mir beim Entspannen. Während ich durch den Tag hetze und versuche, alles zu erledigen, liegt sie völlig muskellos, wie ein nasses Handtuch auf dem Esstisch, dem Sofa, im Blumentopf oder auf meinem Kopfkissen. Diese Tiefenentspannung versuche ich mir dann ebenfalls anzueignen und ich überlege – nein manchmal tue ich es ihr sogar gleich – lasse den Staubsauger stehen und lege mich zur Katze aufs Sofa. Am helllichten Tag! Obwohl noch so viel Arbeit auf mich wartet. Ein Fauxpas!

Zuerst ist es ganz angenehm, doch ziemlich schnell plagt mich das schlechte Gewissen und der Kopf arbeitet schon ohne den Körper die noch anstehenden To Dos ab. Was nicht gerade zu Entspannung führt. Also wieder runter vom Sofa.
Die Katze hat davon natürlich nichts mitbekommen, als ich gefühlte fünf Minuten brauchte, um mich um sie herum zu drapieren und doppelt so lange, um meine ungelenken Gliedmaßen wieder zu entknoten, ohne die Königin der Lässigkeit dabei zu stören.
Katze müsste man sein. Keine Verpflichtungen. Sie muss kein Geld verdienen. Nur essen, schlafen, kacken, schlafen, sich Streicheleinheiten abholen (wenn es genehm ist), schlafen, essen, sich entspannen, ausruhen, dösen, essen …. Aber sie hat es sich so ausgesucht! Wir ja auch! Ich frage mich, ob es nicht ein Zeichen von hoher Intelligenz ist, diese Art des Lebens zu wählen. Sich aushalten zu lassen, von einer anderen Lebensform sozusagen, die davon entzückt ist, wie man ist oder auch nicht ist. Oder vielmehr nicht sein will.

Ein Leben als Katze
Ein Leben als Katze

Ein Mau reicht, um nachts aufzustehen, weil die Katzenklappe klemmt. Für ein Mau mache ich die Thunfischdose auf, weil das Katzenfutter anscheinend heute nicht schmeckt. Und ein Mau lässt mich auch ohne Kopfkissen schlafen, weil die Katze es sich doch gerade so süß auf selbigem gemütlich gemacht hat. Ich spreche wohlwissentlich von einem “Mau” und nicht von “Miau”. Diese Silbe mehr bedeutet unnötige Anstrengung. Und wofür auch? Wenn ein “Mau” ausreicht? Dieses Mau endet immer mit einem Fragezeichen. Es ist also kein Ausruf, sondern immer eine vorwurfsvolle Frage der Katze. “Maaaaauu?” = Warum ist mein Napf noch leer? “Mau, mau?” = Soll ich mir die Haustür jetzt selber aufmachen? “Mau, Maaauuuu, Mau?” = Soll das alles an Futter gewesen sein?”
Vielleicht sollte ich anfangen zu denken und zu handeln wie eine Katze. Weniger Stress, das Leben entspannter sehen und einfacher leben. Mich auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens besinnen. Gleich Montag werde ich mich einfach, wenn der Chef mich in sein Büro ruft, mit einem vorwurfsvollen “Mau!” auf den Teppich schmeißen und hoffen, dass er versteht, dass ich mich entspannen muss und nicht immer so viel arbeiten kann. Vielleicht frage ich dann auch gleich “Maaauuuuu?” nach mehr Urlaub!